Kinder begeben sich auf eine poetische Reise (Schwarzwälder Bote 8.06.2019)

media.media.e8e1795c-396d-4020-acb0-21eeac0ba9ef.original700.jpg

"Ihr seid alles Dichter und Denker" – mit diesem Versprechen fesselte Harry Fischer die Kinder der Villinger Haslachschule. Der aus Stuttgart stammende Dichter lud die Erst- bis Viertklässler zu einer poetischen Reise ein – am Ende wurde daraus ein kleiner Gedichtband.

 

Doch wie geht dichten? Die Reise beginnt, festgehalten am Stuhl, mit geschlossen ­Augen. Augen auf und schon sind die Schüler in Griechenland, dem Land der Philosophen. Ein schwieriges Wort, doch Harry Fischer versteht es, den Kindern dessen Bedeutung zu veranschaulichen. Warum fallen im Herbst die Blätter von den Bäumen? ­Warum ist die Banane krumm, und warum wachsen Kartoffeln unter der Erde? Auf all das geben Philosophen eine Antwort.

Was ist Poesie? Alles Schöne. Doch was ist schön? Das wiederum liegt im Auge des Betrachters, sagt Fischer und macht das den Kindern an ihren eigenen Beispielen deutlich. "Geliebter Kieselstein" oder "Regentropfensprache" – immer wieder lässt er seine kleinen Gedichte einfließen und erklärt jedes Wort, das nicht unbedingt zum täglichen Sprachgebrauch der Grundschüler gehört. Ein anderes Wort für "betörend"? Was ist eine "Magd"?

Mit einem Wettspiel führt er die Kinder allmählich an ihre Aufgabe in der zweiten Hälfte der Lesung heran. Da sollen sie nämlich selbst ­dichten. Zunächst heißt es für die Klasse aber, Reimwörter zu finden. Auch dabei wird ­philosophiert. Ein Wunder sei es, jeden Tag aufstehen und in die Schule gehen zu können, sagt Fischer, und die Kinder kommen von alleine darauf, wem das nicht vergönnt ist. Und beim Gedicht von der Blume, die vergaß zu blühen, war den Jungen und Mädchen schnell klar, dass auch sie ­damit gemeint waren: die eigenen Stärken anerkennen und "blühen".